Montag, 27. Juni 2011

Was ist Zeit?

Dies ist eine meiner ersten Seifen. Entstanden im Oktober 2009.

PARADIESGEFLÜSTER

Eine Rosskastanienseife.
Nichts aufregendes. Aber ich möchte euch gerne eine kleine Geschichte dazu erzählen. Denn es handelt sich nicht um irgendwelche Kastanien.

Links hinter den drei Kastanien lag für sechs Jahre mein irdisches Paradies. Mit Naschies von Obst,- und Nussbäumen, Beerensträuchern, Hühnern, stolzen Hähnen und Kaninchen. Opa frönte seinem lebenslangen Hobby und züchtete Brieftauben. Auch als Imker hat er sich versucht. Lustig wurde es, wenn die Bienen von ihrer vorgesehenen Flugbahn abkamen und sich in der auftoupierten Frisur der Nachbarin verirrten. Das gab großes Kino mit viel Gezeter. Hier wurde der Grundstein für meine Kreativität gelegt. Ich durfte überall mitmischen, "das kannst du noch nicht" gab es nicht,  hatte mein eigenes Brett mit Hammer und Nägeln, denn Opa war ja immer am werkeln.
Meine Schaukel hing im Kirschbaum und die saftigen roten Früchte im Zweierpack über meinen Ohren. Zu meinen größten Schätzen gehörten die gesammelten Kastanien die so schön blank und glatt aus der Schale kamen. Und natürlich war Opa schnell wie der Blitz zur Stelle, wenn mein tränenblindes Geschrei sein Eingreifen forderte. Mir meine Kastanien abjagen? Da hatten sich die frechen Bengel aber geschnitten.  Und zwar ganz gewaltig. 

Walter U. - der mit dem Spitzbart - hatte sich nicht an sein Versprechen gehalten: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten". Und dann war Schluß mit lustig. 

Jahrzehnte sind vergangen. Alles ist asphaltiert und auch die letzte Parzelle bebaut. Ich bin in der Nähe und könnte einfach klingeln...

Aber die Kastanien stehen noch!
Ich werde zum Sammeln wieder hingehen und sieden. Und ein paar Früchte nehme ich mit auf den Friedhof.


Was ist drin?Kokos, Palm, Olive, Walnuß, Jojoba, Soja, Kakaobutter,
wässriger Auszug aus der Rosskastanie, Anattopulver, Mandelölauszug aus Sanddornbeeren, rote Tonerde, Litsea Cubeka, Rosmarinöl, Orangenöl, PÖ Mayan Gold (das mag ich überhaupt nicht, aber es duftet nur noch zart)
2 x eingeschmolzen, weil es mit der Farbe nicht klappte.

Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt.
KIEK MOL WEDDER IN!





8 Kommentare:

  1. Schöne Geschichte
    findet der Zwerg

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  2. nee, solche Geschichten sind sehr nett und ein OPA ist das Größte! Schöne Erinnerung.

    liebe Grüße
    Dörte

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  3. Schöne Geschichte, super Seife und eine ganz tolle Uhr im Hintergrund!!
    Lg Tina

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  4. Eine tolle Geschichte und eine tolle Seife und noch dazu wundervoll präsentiert. Ich finde solche Geschichten wirklich etwas besonderes und nie langweilig. Darfst gerne weiter erzählen ...
    Liebe Grüße

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  5. Die Seife ist schon ohne die Geschichte schön. Aber mit dieser Geschichte wirkt sie noch schöner.
    Viele Grüße
    Petra

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  6. Eine schöne Geschichte, mit der du überhaupt nicht gelangweilt hast und eine wunderhübsche Seife dazu. Tja, so ist das Leben... aber es ist gut, wenn man so schöne Erinnerungen hat.
    Liebe Grüße von der Anke, die PÖ Mayan Gold besonders gern mag ;o)

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  7. hallo,
    nun bin ich aber mal ganz schnell hier hin gehuscht :-) . Eine ganz entzückende Geschichte, die Seife ist wunderschön und der olle ,,Spitzbart'' ( wenn der wüßte,wie der Lauf der Dinge... )
    ZUm Glück hat man die Baum - Alleen im Land Brandenburg auch erhalten, leider stammen teilweise das Strassenpflaster auch noch aus dieser Zeit...
    LG
    Sibylle

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  8. Erinnerungen sind einzige Paradies, aus denen wir nicht vertrieben werden können.
    Ist nicht von mir, dies Zitat. Aber es ist weise.

    Und ich habe es mir mal ausgeborgt, um vom verlorenen Paradies meiner eigenen Kindheit zu berichten...es stand auf dem Umschlag mit Fotos, die ich für sämtliche Cousinen, Cousins, Tanten und Onkels gemacht habe. Damals in dem Jahr, als mein Opa verstorben war.
    Ein Umschlag voller Fotos von Augenblicken, die sich in die Erinnerung gebrannt haben.

    Meine Schaukel hing nicht am Apfelbaum (die mein Opa auch hatte), sondern in seiner Tischlerwerkstatt am großen Eisenträger. Regnete es, räumte er seine Arbeitssachen auf die eine Hälfte der Werkstatt, damit ich in der anderen schaukeln konnte.

    Geimkert hat er nicht, aber die Großeltern hatten immer Hühner und einen bunten Hahn. Einen Apfelgarten, in dem es im Frühling weiße Blütenblätter regnete, und wo er mich im Herbst auf die Bäume hochschickte, immer mit der Ermahnung "du schallst de Appeln nie so dull schmieten!". Die Äpfel sollten nämlich eingelagert werden und durfte dafür keine Druckstellen aufweisen.

    Mein Kleiner hat es beinahe geschafft, am Geburtstag seines Opas geboren zu werden - um 2 Tage hat er es versäumt. Dienstag wäre mein Opa 100 Jahre alt geworden und, wie ich ihn kenne, hätte es eine Riesensause mit Kaffee und Kuchen gegeben.

    Manchmal, wenn mein Kleiner einen Temperamentsausbruch bekommt und losschimpft, dann rufe ich ihn grinsend bei den 4 Vornamen meines Opas. Weil mein Opa auch so schimpfen konnte. Hach, was konnte der herrlich auf Platt herumfluchen, wenn etwas nicht so klappte, wie er sich das vorgestellt hatte. Harte Schale, weicher Kern.

    Ich vermisse ihn.

    Danke, dass Du mich mit Deinen Erinnerungen an meine eigenen Schätze der Vergangenheit erinnert hast.

    Deine Postpanamamaxi

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