Dienstag, 7. Juni 2011

In der großen Glitzerstadt...



Mein alter KA lechzte nach der TÜV-Plakette. Es MUSS noch mal gehen. Also fährt mein Vater mit mir nach Berlin. Er hatte in Neukölln seinen Firmensitz und kennt noch eine Werkstatt in Kreuzberg wo türkisch Mann günstig schraubt.


Als ich in Berlin lebte, (die Mauer stand noch) hatte ich in Kreuzberg eigentlich nix auf dem Zettel.  So sehe ich mich vom Auto aus neugierig um und entdecke einen Schriftzug„Sarotti-Höfe“. Was ist das denn? Kannte ich gar nicht.
Die Knutschkugel sollte um 18.00 Uhr wieder verkehrssicher sein und der Preis dafür wird zwischen den Männern per Handschlag abgedealt. Ich halte mich bescheiden im Hintergrund.

Der große Zeiger der Uhr belegt die 12. Der kleine die 11. Sieben Stunden per pedes in Berlin liegen vor uns. Und das bei der Hitze...
Bei der Vorstellung wird mir gleich noch wärmer.


Wir befinden uns auf dem „Mehringdamm“ und eines meiner Augen fällt auf dieses Schild „BerlinerBüchertisch“das andere schielt schon in den Hinterhof. Denn: Mein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos.
Wir schmökern ein wenig, und für schmales Geld erbeuten wir einige Exemplare mit denen wir uns in den schatttigen Hof verziehen, zur näheren Begutachtung. Mir hatte es besonders dieses sehr gut erhaltene, und wie ungelesen aussehende kleine Büchlein angetan ..

Auf der Rückseite steht:
"Frauen träumen, hoffen, begehren. Und zuweilen nehmen sie sich die Freiheit, die Verwirklichung ihrer Sehnsüchte über die Ihnen abverlangten weiblichen Tugenden, Fürsoge, Aufopferung und Verzicht zu stellen.


Zur rechten Seite entdecke ich an der Hauswand das Sarotti Emblem, und mein Vater erzählt mir zu meiner Belustigung, dass er während seiner Studentenzeit in der Fabrik einen Job hatte. Diese "Karriere" nahm jedoch ein vorschnelles, jähes Ende. Freies Schoki futtern, was der Magen faßte, war erlaubt. Alsbald überfraß er sich an der Leckerei und konnte den Geruch in der Fabrik langfristig, ohne aufsteigende Übelkeit, nicht mehr ertragen. Schokoladenallergie! Die hätt ich auch gern.

Soweit uns die Füße tragen. Also auf geht’s.
 Wat et hier nich so allet jibt...

und biegen links in die „Bergmannstraße“ein. An einem Ständer entdecke ich
unter anderem diese Karte.

Die werde ich Nordsee Anja schicken. Wir kieken och so rum und entscheiden, uns im„Knofi“ mit einer Kleinigkeit zu stärken.

Ich glaube, in diesem Hinterhof würde ich es auch aushalten. Aber immer in der tobenden Stadt? Ne, danke.

15.00 Uhr. 1 Kilometer und drei Antikkeller weiter, plumpsen wir in unbequeme Sessel und brauchen jetzt unbedingt einen Eiskaffee. Würde mir jemand ein Eispack anbieten, den hätte ich ganz doll lieb. Es wird immer schwüler. Wir genießen es, wie der kühle Türkentrank durch unsere Kehle rinnt und einige Sekunden von innen kühlt. Und dann zisch... ist auch schon wieder alles verdampft. Wir bleiben verschwitzt hocken, gucken Leute und kommen voll auf unsere Kosten.

Mein Vater träumt von einer Dusche (am liebsten hier oben) , einem Mittagsschläfchen und dienstbaren Geistern, welche meinen fahrbaren Untersatz herbeiholen. Hm...

16.00 Uhr. Die ersten Tropfen fallen und Donar macht seinen Wagen bereit. Wir laufen zurück in die Werkstatt und erreichen diese auch noch trockenen Fußes. Vielleicht ist mein Auto ja schon fertig. Und Bingo. Da ist die alte Kiste noch mal haarscharf an der Presse vorbeigeschrappt. Und ich habe 300 Goldrandtaler gespart.
Danke.
Herşey için teşekkürler  

Wir machen noch einen Schlenker über den Kurfürstendamm.

17.30 Uhr.
Wir lassen die Stadtgrenze hinter uns, rumpeln über die ersten Kienäppel dem Ziel entgegen.

Wir hatten einen netten Nachmittag. Verputzen das von meiner Mutter aufgetischte Eis mit Kirschen.
Den Sultanteller mit Gurke und Salat verschweigen wir verschwörerisch. 

Ich zeig euch bald mal wie es "hier draußen" aussieht.
Wir lesen uns doch? Hier bei mir.

Kiek mol wedder in

5 Kommentare:

  1. ja ich schon:-)schreit nach mehr ....

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  2. Ein schöner Berlinbericht! 1-2x im Jahr machen wir das auch und es ist immer wieder schön (auch wenns bei euch ja nur um "Zeit totschlagen" ging). Wo ist denn eigentlich die Berliner Peripherie - mehr nördlich oder mehr südlich?
    LG Anke

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  3. Nördlich. Direkt an Frohnau angrenzend.

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  4. Ich kuck' auf jeden Fall bei Dir wieder rein - ich lese nämlich sehr gerne - auch von Dir und dem Mops.
    Liebe Grüße

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  5. Schade, schade, doch so weit...
    LG Anke

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